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Mental Health & Remote Work: Verbunden bleiben, ohne auszubrennen

Merle
Merle
HR Manager

Vor fünf Jahren war Homeoffice für viele noch ein Experiment. Heute gehört Remote- oder Hybridarbeit längst zum Alltag. Sie bringt viele Vorteile mit sich – aber auch einige Herausforderungen.

Einerseits befreit sie viele von den ständigen Reizen im Büro. Endlich konzentriert arbeiten, ohne Smalltalk, Druckergeräusche und offene Großraumbüros – ein Traum für viele. Wer ein echter „Remote Native“ ist, schätzt genau das: Ruhe, Flexibilität und kleine Alltagsfreiheiten – sei es die Möglichkeit, während der Mittagspause Wäsche zu waschen, oder die gewonnene Zeit und Nerven, die sonst durch lange, stressige Autofahrten ins Büro verloren gingen. Solche kleinen Freiräume wirken wahre Wunder für das Wohlbefinden.

Auf der anderen Seite können genau diese Freiheit auch einsam machen. Ohne den kurzen Plausch an der Kaffeemaschine oder gemeinsame Mittagspausen fehlt manchmal das Gefühl von Team und Zugehörigkeit.

Gerade deshalb ist es so wichtig, Remote Work bewusst zu gestalten – mit Strukturen, die funktionieren, aber auch mit echten Verbindungen zwischen Menschen. Als Agentur mit Teams an zwei Standorten in Deutschland und Kroatien und viel Remote-Zusammenarbeit haben wir über die Jahre viele Wege gefunden, beides unter einen Hut zu bringen.

Die Herausforderungen von Remote Work

Die größte Stolperfalle beim Arbeiten von zu Hause? Die Grenzen zwischen Job und Privatleben könnten verschwimmen. Im Büro ist klar, wann der Tag vorbei ist. Zuhause hingegen bleibt der Laptop oft in Sichtweite – und damit auch die Versuchung, „nur noch kurz“ etwas zu erledigen.

Das Ergebnis: ständige Erreichbarkeit, kaum Pausen, schlechtes Abschalten. Und genau das ist Gift für die mentale Gesundheit.

Typische Warnsignale sind leicht zu übersehen: Mails am Wochenende, Laptop im Urlaub, Mittagspausen, die ausfallen, oder ständige Müdigkeit. Wenn eine Person gereizt reagiert, sich zurückzieht oder dauerhaft erschöpft wirkt, sind das klare Zeichen von Überlastung.

Es reicht nicht, einfach zu sagen: „Schalt mal ab!“die Unternehmenskultur muss das auch wirklich leben. Führungskräfte und die Personalabteilung spielen hier eine Schlüsselrolle: Wer selbst regelmäßig Pausen macht, nach Feierabend offline ist und das auch zeigt, sendet die richtige Botschaft.

Klare Regeln helfen ebenfalls: feste Arbeitszeiten, kein Erwartungsdruck bei späten Nachrichten, Meetings nur während definierter Kernzeiten. So wird aus „Work-Life-Balance“ endlich mehr als ein Buzzword – sie wird real gelebt.

Verbunden bleiben – auch aus der Ferne

Der Schlüssel für gesunde Remote-Kultur? Ein gutes Maß aus Struktur und Spontaneität.

Regelmäßige Team-Meetings und Projekt-Check-ins geben Orientierung und halten alle auf Kurs. Aber echte Verbindung entsteht nicht durch To-do-Listen, sondern durch gemeinsame Momente.

Deshalb planen wir bewusst Raum für Begegnungen ein – digital, aber menschlich: virtuelle Lunches, Coffee-Chats, kurze HR-Check-Ins, gemeinsame Koch-Sessions oder kleine Hobby-Channels in Slack. Ob Buchclub, Barista-Talk („Was ist heute in deiner Tasse?“) oder Konzert-Tipps – diese Touchpoints schaffen Nähe, Humor und Teamgefühl.

Manchmal reicht schon ein kurzer Austausch über Serien oder Urlaubspläne, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Wichtig ist, dass diese Treffen freiwillig und locker bleiben. Niemand sollte das Gefühl haben, „Socializing“ sei Pflichtprogramm.

Das Ziel ist, dass man sich auch remote als Teil eines echten Teams fühlt – nicht nur als Name in einem Video-Call.

Mentale Gesundheit aktiv unterstützen

Natürlich hat jede Person im Team auch selbst Verantwortung, mit seiner Energie gut umzugehen. Kleine Routinen können dabei Großes bewirken. Schon das morgendliche Umziehen – raus aus dem Pyjama, rein in „Arbeitskleidung light“ – signalisiert dem Gehirn: Jetzt geht’s los. Und nach Feierabend: Jetzt ist Schluss.

Ein bewusster Start in den Tag – mit Stretching, einem Spaziergang oder einfach einem Kaffee ohne E-Mails – kann den gesamten Tag verändern. Und genauso wichtig: ein klarer Abschluss. Laptop zu, raus an die frische Luft, Sport, Freunde treffen – Hauptsache, Bewegung und Abstand vom Bildschirm.

Auch Unternehmen können hier viel tun. Bei uns bekommt jede:r Mitarbeiter:in eine:n Buddy oder Mentorrolle mit dem oder der regelmäßig gesprochen wird – über Arbeit, aber auch über persönliche Themen. Dazu kommen monatliche One-on-One-Check-ins und anonyme Umfragen, um frühzeitig zu erkennen, ob jemand Unterstützung braucht.

Gerade in Remote-Teams ist Empathie entscheidend: Man sieht sich seltener, also muss man genauer hinhören. Kleine Zeichen – wie geänderte Reaktionszeiten oder stille Meetings – sagen oft mehr als Worte.

Remote Work mit Achtsamkeit leben

Mein wichtigster Tipp für alle, die remote arbeiten: Mach echte Pausen. Gönn dir deinen Kaffee wirklich – ohne schlechtes Gewissen, ohne Mails. Niemand ist produktiv, wenn er nie abschaltet.

Und auch Unternehmen sollten bewusst Räume für Begegnung schaffen – ob virtuelle Lunches, spontane Coffee-Chats oder Offsite-Camps. Solche Momente halten die Teamkultur lebendig, auch über Ländergrenzen hinweg.

Denn Remote Work funktioniert nur, wenn Leistung und Wohlbefinden im Gleichgewicht sind. Wenn Menschen sich gesehen fühlen, auch ohne physische Nähe. Und wenn klar ist: Abschalten ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Teil gesunder Arbeit.

Am Ende geht es darum, das Menschliche im Digitalen zu bewahren – mit Struktur, Achtsamkeit und echtem Miteinander.

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Autor:in

Merle ist HR Managerin bei COBE und arbeitet remote aus Hamburg. Ihr liegt besonders am Herzen, eine Unternehmenskultur zu fördern, in der sich alle gesehen und wertgeschätzt fühlen – egal, von wo aus sie arbeiten.

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